Artenschwund vor unserer Haustüre
Rohrammer, Feldschwirl, Rebhuhn – was solls, dann verzichten wir eben auf ein paar Arten. Aber: Jede Art hat ihren Platz und ihre Aufgabe im Naturgefüge. Wenn wir sie verlieren, fehlt ein kleiner wichtiger Baustein, ein Anknüpfunsgpunkt mehr, der das Gesamtsystem instabiler macht. So ähnlich wie wenn Ihnen in kürzester Zeit wichtige Dinge des Alltags wie Smartphone, Laptop oder SUV ersatzlos und unwiederbringlich nicht mehr zur Verfügung stehen würden...
Natürlich spielen beim Aussterben einer Art immer mehrere Faktoren zusammen, dennoch ist es bei vielen Tierarten erwiesen, dass es immer wieder an denselben gewichtigen Gründen liegt wie Klimawandel, die Art der Landnutzung und Landbewirtschaftung, Pestizide, Landschaftszersiedelung.
Erst jüngst hat der Weltbiodiversitätsrat in seinen Global Biodiversity Outlooks feststellen müssen, dass wir unsere selbst gesteckten Ziele bezüglich Lebenstraumverlusten, Nachhaltigkeit, Klima, genetische Vielfalt, Ökosystemdienstleistungen und Gesundheit (One Health) in den meisten Fällen nicht oder nur in unzureichenden Ansätzen erreicht haben (IPES Sept. 2020). Ob am Amazonas oder an Kraich und Metter: Wir müssen im Großen und im Kleinen Natur besser schützen, erhalten und wiederherstellen.
Der tiefgreifende Strukturwandel in der Landnutzung und Landwirtschaft hat zu erheblichen Lebensraum- und Artenvielfaltsverlusten geführt: Offenland-Lebensräume sind um 80 % geschrumpft, bei den in ihnen lebenden Tierarten sind Rückgänge um 70 bis über 90 % zu verzeichnen. Betroffen sind nicht nur Lebensraumspezialisten, auch Allerweltsarten verschwinden. Seit 1980 haben wir in Deutschland jeden dritten Feldvogel verloren, aus der Landschaft und aus dem Bewusstsein…
Zahlreiche Studien haben erforscht, was vielen der betroffenen Arten helfen würde: Eine Mischung aus Wiesen, Äckern, Grassäumen, Feldrändern, Blühstreifen, Feldhecken, Brachflächen und Stoppelfeldern und wenn von jeder Ackerfläche 4 % nicht gespritzt und 8 % Deckung mit naturnahen Feldrändern bieten würden.
Noch haben wir sie und auf unserer Gemarkung fiele es wesentlich leichter als anderswo, diese bedrohten Arten als Naturschätze hier zu halten. Wir wissen wie es geht, man muss es nur wollen! Wir haben es in der Hand, ob unsere Naturschätze wachsen oder mit dem Trend schrumpfen und verschwinden.
Von den aufgezählten Arten haben wir schon seit Jahren keine konkreten Hinweise auf regelmäßige Vorkommen oder gar Bruten auf unserem Gemeindegebiet. Sofern Sie Positives zu einer Art vermelden und belegen können, freuen wir uns sehr darüber und werden die Art gerne aus dieser Rubrik „upgraden“.
Hinweis: Um gefährdete wildlebende Arten nicht zu stören, verzichten wir auf Fotos aus freier Wildbahn, sondern zeigen überwiegend Museumspräparate aus dem Naturmuseum St. Gallen/ Schweiz, dem wir für die Kooperation herzlich danken.
- hübscher Hühnervogel der Feldflur, wird manchmal mit Fasanen-Weibchen verwechselt
- eines der vielen Sorgenkinder unter den Feldvögeln
- dramatische Bestandsrückgänge europaweit (bis zu 90 %!), Insektizide vernichten Kükennahrung
- 2020 in der Schweiz noch ein Nachweis, in Baden-Württemberg nur noch in wenigen Gebieten mit intensiven Schutzmaßnahmen
- benötigt Feldränder mit Deckung, Kräutern und Sämereien, Brachflächen, Stoppelfelder
- würde profitieren, wenn nur 8 % der Äckerränder Deckung bieten und 4 % einer Ackerfläche ungespritzt bleiben
Rebuhn: In der Sternenfelser Feldflur seit Jahren keine Hinweise auf ein Vorkommen
Foto Stefan Bosch
- olivbrauner Singvogel, singt mit schwatzendem Gesang auch nachts
- Sommergast mit nur zwei Monaten Aufenthalt, - reist als Zugvogel bis ins tropische Afrika
- Insektenfresser
- benötigt Hochstaudenfluren, feuchte Gräben und andere Feuchtgebiete mit krautiger Vegetation, verwilderte Randbiotope an Feldern und Wegen, Brennesselfluren
Sumpfrohrsänger: Seit ca. 2010 keine Hinweise mehr auf Brutreviere in Sternenfels.
Foto Stefan Bosch
- Singvogel der Röhrichte und Schilfbestände in Gewässernähe bewohnt
- versucht sich ersatzweise in trockeneren Lebensräumen anzusiedeln
- Insektenfresser
Rohrammer: Seit Jahren keine Hinweise auf Reviere mehr.
Foto Stefan Bosch
- kleine, amselgroße Eule
- jagt in offenem Gelände und brütet gerne auf Streuobstwiesen
- ernährt sich von Insekten, Würmern, Käfern, Mäusen
- benötigt Obstwiesen, Kopfweiden an Bächen, Offenland
- in vielen Regionen ausgestorben oder nur mit intensiven Schutzmaßnahmen lokal zu halten
- auch in Sternenfels auf den waldnahen Obstwiesen nicht mehr zuhause
- nicht mit seinem Verwandten, dem größeren Waldkauz verwechseln!
- bunter Vogel mit langem Schnabel und Federhaube
- in Landschaften mit Hecken und Wiesen zuhause, brütet in Baumhöhlen von Obstbäumen und Weiden
- ernährt sich von der Maulwurfsgrille und anderen größeren Insekten
- war bis vor wenigen Jahrzehnten Brutvogel in Sternenfelser "Krautgärten" heimisch, diese fielen der ersten Welle von Neubaugebieten an den Ortsrändern zum Opfer
- benötigt Bruthöhlen oder Nisthilfen sowie Flächen mit lockerer Erde (Gärten), in denen die Grillen gerne leben
- Nistkasten-Hilfsprogramm in Diefenbach seit über 10 Jahren
- hübscher Watvogel mit Federhaube, beeindruckende Balzflüge
- Bestände europaweit im freien Fall, Rückgänge um 93 %
- eines der vielen Sorgenkinder unter den Feldvögeln, Baden-Württemberg ist nahezu kiebitzfrei!
- benötigt feuchte Wiesen und Überschwemmungs-gebiete in Tallagen
- leidet unter der Intensivierung der Landwirtschaft und Trockenlegung von Feuchtgebieten
Auch hier ist die Liste leider noch nicht zu Ende!
Einige weitere Tierarten teilen dasselbe Schicksal, u.a. Braunkehlchen,
Feldschwirl, Wiesenpieper, Steinschmätzer sowie einige Fledermäuse und andere Säugetierarten.
Vor Jahrhunderten war der Stromberg sogar so wild, dass hier Braunbären und Wölfe vorkamen! Der letzte Braunbär wurde übrigens von einem Diefenbacher Jäger erlegt...
Steinkauz: Brütet trotz angebotener Nisthilfen nicht mehr auf unserer Gemarkung.
Foto Stefan Bosch
Wiedehopf: Trotz Nisthilfenangebot keine aktuellen Brutnachweise in Sternenfels, gelegentlich werden Durchzügler beobachtet
Zooaufnahme - Foto Stefan Bosch
Kiebitz: Auf Sternenfelser Gemarkung allenfalls im Frühjahr allenfalls als Durchzügler zu erleben, keine Brutnachweise.
Aktuell kein Foto verfügbar